Heimatblatt "Vom Südharzrand zur Goldenen Aue" Oktober 1994, S. 7

Bielen ist (wie Windehausen) eine im 10. Jh. auf dem Grund und Boden des Königshofs Nordhausen gegründete Wendenkolonie. Der Name des Ortes ist wendisch (bjel- weiß oder gut) und bedeutet entweder "Ort am weiß glänzenden Wasser" oder "Ort auf gutem, fruchtbaren Boden".

Bedeutenden Besitz in Bila muß das 962 gestiftete Kreuzkloster zu Nordhausen als Ausstattung vom Kaiser Otto I. erhalten haben. 1158 vertauschte Kaiser Friedrich I. die Jahres-Einkünfte von diesem Besitz zu Bila. 1169 gab Kaiser Friedrich I. dem Stifte Goslar Hufen in Bilan, welche bisher zum Königshofe Nordhausen gehört hatten. Vom Goslaer Stifte erwarb diese Besitzungen Stiftsdechant Friedrich von Bila um 1320 und schenkte dieselben seinem Domstifte Nordhausen. Von diesen 30 Hufen lagen 17 1/4 Hufen im Felde zu Bila. Außerdem hatte das Nordhäuser Domstift noch anderen ansehnlichen Besitz in Bila, so daß anzunehmen ist, daß vor 1158 das ganze Dorf und seine Flur dem Kreuzkloster Nordhausen gehört hat.

1231 Conradus plebanus in Belan. Die Pfarrkirche ist dem St. Marinus geweiht; sie war eine Patronatspfarrkirche des Nordhäuser Domstifts und hatte die Kapelle des 1294 verwüsteten Dorfes Rossungen (Himmelgarten) und bis 1717 die dem Täufer Johannes geweihte Kirche zu Leimbach als Filiale.

Die Einwohner von Rossungen scheinen sich an der Südseite von Bielen angesiedelt und das Nebendorf "Osthöfen" angelegt zu haben. 1306 in villa Bela in illa parte, vocattur in Nosthowen. "1365 in villa Biela in Osthoven". Die Einwohner dieses Dorfteils bildeten wohl die 1461 urkundlich genannte "mindere (kleine) Gemeinde Biela".

In Bielen existierte ein dem Domstifte zu Nordhausen gehörendes Gut, ferner ein dem Nordhäuser Frauenbergkloster gehörendes Gut (Ratsgut) und das Rittergut derer von Rüxleben. Das Domgut hatten lange die von Altendorf inne.

1481 am 2. Februar bekunden die Grafen von Stolberg und von Schwarzburg, daß, da es die Notdurft erfordere, das Dorf Bielen zu befestigen und den Kirchhof zu umgraben (mit Graben zu versehen), wozu es des Ritterhofes ihres Lehnsmannes und Geheimrates Heinrich von Rüxleben bedürfe, sie diesem als Entschädigung einen bisher der Vicarie S. Trucis im Glockenturme der St. Michaeliskirche zu Heringen gehörigen Hof geben wollen, welcher zwischen den Höfen Heinrichs von Rüxleben und der Kinder von Ebra gelegen und von ihrer Muhme, der Gräfin von Waldeck, jener Vicarie als freies Rittergut geschenkt worden ist. Jene Vicarie erhält von den Grafen einen anderen freien Hof in Bielen, neben dem Hofe derer von Ebra gelegen. Diese Befestigung des Dorfes ist noch als "Feuergraben" nebst Wall und Zaun vorhanden, ebenso das an der Südseite des Dorfes gelegene "Mühltor", während das "Schmiedetor" an der Nordostecke des Dorfes abgerissen ist.

1495 und 1506 ist Bila ein Pfarrkirchdorf und hat außer einem Pfarrer noch einen Vicar (Ludwig Osterroth) am Nebenaltare S. Valentini.

1525 hatte Bielen 60 Hauswirte.

Nach dem Orte nennt sich ein noch blühendes Adelsgeschlecht, welches als redendes Wappen zwei Beile im Schilde führt. Die Familie von Biela hatte den Adelstitel für besondere Tapferkeit eines ihrer Angehörigen in einer Schlacht erhalten. Nur mit einem Beil hatte er seinen Herrn geschützt. Daraufhin wurde er zum Ritter geschlagen und durfte das Beil im Wappen führen. Die Familie von Biela hatte in vielen Dörfern der Goldenen Aue Stammsitze, so auch in Bielen.

Quelle: Heimatblatt "Vom Südharzrand zur Goldenen Aue" Oktober 1994, S. 7





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Erstellt am:
  25.08.2003
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Letzte Aktualisierung:
  23.04.2024 18:39:23